US-Software ein No-Go?

US-Konzerne beherrschen den digitalen Markt in allen strategischen Bereichen. Was das für Europa bedeutet, ist vielen nicht klar. Warum und wie wir uns neu ausrichten müssen, ergibt sich aus vielen Gründen

Jüngste Untersuchungen amerikanischer Digitalprdukte fördern Erschreckendes zutage: so übermitteln praktisch alle amerikanischen Produkte ungefragt sensibelste Daten an die Hersteller und zusätzlich an die großen Datensammelkonzerne. Datenschutz? Fehlanzeige. Aber nicht nur die persönlichen Daten, sondern in gleichem oder oft stärkerem Maß sind sensible Firmeninformationen gefährdet. Das geht bei einigen Produkten sogar so weit, dass Videokonferenzen unbemerkt mitgeschnitten werden können oder Speicherabbilder direkt an den Hersteller geschickt werden, wie die jüngsten Untersuchungen der baden-württembergischen Datenschützer bei Office-Anwendungen aufzeigten.

Was bedeutet das für die Sicherheit der IT in europäischen Unternehmen? Hier klafft ein scheunentorgroßes Loch im Sicherheitsgebäude, aus dem nicht nur persönliche Daten, sondern permanent marktrelevante Daten und sogar Firmengeheimnisse in die USA abfließen. Keine schöne Vorstellung für europäische Unternehmen im Wettbewerb.

Microsoft beherrscht über 92% des deutschen Markts an Büroanwendungen, Apple ist führend im Bereich Gebrauchsgrafik und Designwerkzeuge, Social-Media wird von Facebook dominiert und der Alphabet-Konzern bzw. Google als Marke herrschen über die Suche. Amazon dagegen ist die Brücke von der virtuellen in die reale Welt der Gegenstände. Und von kleineren Firmen darf man sich nicht täuschen lassen, denn meist steht dahinter das Geld der Großen, die so neue Felder zunächst experimentell erschließen.

Wir müssen uns dringend von diesen Abhängigkeiten befreien, denn es steht nicht nur die persönliche Freiheit jedes Einzelnen auf dem Spiel, sondern viel mehr noch die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit unseres ganzen Kontinents. Industriespionage gab es schon immer, dass aber die Spionageprodukte die wirtschaftliche Grundlage unseres digitalen Arbeitens bilden, ist neu.

Abhilfe schaffen Produkte, die quelloffen und möglichst frei verfügbar sind. Denn so können gar keine Abhängigkeiten entstehen und die Menschen nutzen gleichzeitig die größte Stärke, die uns die Evolution mitgegeben hat: Kooperation. FOSS = Freie und quelloffene Software kann jederzeit auf Fehler und geheime Hintertürchen getestet werden und bietet so Schutz vor Ausspähung.
Die besten Beispiele sind das Betriebssystem LINUX, das inzwischen vom Server über den Laptop bis zum Smartphone verfügbar ist, die Bürosoftware Libre office, die einen vergleichbaren Funktionsumfang wie das US-Konkurrenzprodukt bietet oder die Videokonferenzplattform BigBlueButton, das die DD-eG unter CoopConf als Dienstleistung für Videokonferenzen anbietet.

Neben der Befreiung aus der US-Umklammerung im kommerzielen Bereich ist auch die digitale Freiheit im Bildungssektor ein wesentlicher Punkt, denn die Schüler von heute sind die Mitarbeiter von morgen. Und die müssen nicht nur die alternativen Produkte kennenlernen, sonder vor allem auch die Bedeutung der digitalen Freiheit begreifen. Deshalb ist es sehr wichtig, dass sich unsere europäischen Unternehmen auch hier für diese Freiheit engagieren.

Wir arbeiten gerade an einer Liste von FOSS-Produkten, die datenschutzgerecht und vor allem abhörgeschützt sind, damit unsere Mitglieder die Alternativen auch wirklich kennen. Vorab einige Links zu Untersuchungen, die diese Spionagelöcher aufdecken:
Mike Kuketz (Sicherheitsspezialist) zur aktuell meistgenutzten Videoplattform
Mazin Achmed zu Sicherheitsproblemen bei Zoom
Landesamt für Datenschutz und Informationssicherheit BW zu Office 365